Beiträge getaggt mit Stille Nacht

#84 Das Funkeln in uns


Obwohl es die Temperaturen derzeit nicht vermuten lassen, ist es tatsächlich so, dass in nicht einmal vier Wochen das Christkind, oder neumodisch leider immer öfter, der Weihnachtsmann Einzug in viele Häuser hält. Ich muss gestehen, dass mir Weihnachten während meiner Jugendzeit bis hin zur Geburt meiner Tochter immer weniger bedeutet hat und irgendwann nur noch zum lästigen Pflicht-Geschenke-Verteilfest mutiert ist. Erst mit der Geburt meines eigenen „Christkinds“ vor über fünf Jahren und dem ersten Weihnachtsfest, bei dem meine Tochter gerade einmal acht Monate alt war, ist mir der wahre Sinn von Weihnachten wieder bewusst geworden und ich habe mich an meine eigenen Weihnachtsfeste im verschneiten Tirol erinnert.

Wie in vielen Dörfern üblich, war es in meiner Kindheit nicht nur beinahe Pflicht, sondern vielmehr eine große Freude, die eigens abgehaltene Kindermesse am Heiligen Abend zu besuchen. Die Stimmung in der von Kerzenschein erhellten Kirche war eine ganz besondere und man konnte die hohen Erwartungen, was das Christkind wohl in diesem Jahr für einen zuhause unter den Tannenbaum gelegt hat, förmlich spüren. Nach Verlassen der Messe spielten auf dem (damals noch schneebedeckten) Dorfplatz Musiker mit Trompeten „Stille Nacht“, und mit den letzten Klängen von Weihnachtsliedern im Ohr und an der Hand von meiner Mutter (mein Vater musste währenddessen daheim ja dem Christkind kräftig unter die Arme greifen 🙂 ), ging ich anschließend klopfenden Herzens nach Hause.

Dort angekommen wurde erst einmal festlich aufgetischt, bevor plötzlich von immer demselben Raum eine helle Glocke ertönte, die meinen Bruder und ich eilenden Schrittes ins Wohnzimmer lockte. Und obwohl ich jedes Jahr unzählige Geschenke bekommen habe, über die ich mich jedes Jahr mit Sicherheit unheimlich gefreut habe, ist die eindrucksvollste Erinnerung bis heute der strahlende Christbaum mit funkelnden Wunderkerzen, der jedes Jahr das Gewicht von noch mehr Süßigkeiten tragen musste.

Erst nachdem die letzte Wunderkerze erloschen war, durften wir unsere Geschenke auspacken, wobei das Auspacken selbst dabei jedes Jahr aufs Neue zu einem internen Wettrennen zwischen meinem kleinen Bruder und mir wurde.

Heute, mehr als zwanzig Jahre später, zählt nicht mehr die Anzahl der Geschenke unter dem Christbaum und auch der materielle Wert ist im Lauf der Jahre immer unbedeutender geworden. Vielmehr ist für mich im wahrsten Sinn des Wortes Weihnachten, wenn ich die strahlenden Augen meiner Tochter sehe, wenn sie vor dem geschmückten Christbaum steht und mit derselben unbändigen Freude wie ich damals ihre Packerl in Empfang nimmt. In diesem Augenblick werde ich selbst wieder fünf Jahre alt und warte ungeduldig darauf, bis die letzte Wunderkerze erlischt…

In diesem Sinn wünsche ich allen eine besinnliche Adventszeit und ein funkelndes Weihnachtsfest voller wertvoller und schöner Momente.

Verfasst von Cornelia

Foto: M.Cordoso

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